Homesick

Performance

2004, Feldberger Seenlandschaft

6 s/w-Prints
Textreader

Katalog (vergriffen)

Der Norden Deutschlands ist voll von Verschleppten. Besonders die Gegend um Berlin ist heute, nach Jahrtausenden, immer noch von einer unzähligen Gemeinschaft Vertriebener aus Nordeuropa übersät. Durch immense Gewalten wurden große Mengen nordischer Gesteine aus ihrer “rechtmäßigen” Heimat abtransportiert.

Seit dem 6. September 2000 gibt es das 'Zentrum gegen Vertreibung’. Es ist hervorgegangen aus den Bemühungen des Bundes der Vertriebenen. Mit Erika Steinbach und Peter Glotz an der Spitze, versuchen diese Leute, eine Plattform einzurichten, mit welcher sie den "Völkervertreibungen weltweit entgegenzuwirken, sie zu ächten und zu verhindern, um dadurch der Völkerverständigung, der Versöhnung und der friedlichen Nachbarschaft der Völker zu dienen". Doch schaut man genauer hin, geht es vielmehr um "Ur"-Rechte deutscher Minderheiten, gegen die "Unrechts"-Dekrete der Polen und Tschechen und die Rehabilitierung der umgesiedelten Deutschen mit allen Konsequenzen. Zitat:"Opfer dürfen nicht missachtet, sie müssen in einer zivilisierten Welt "ins Recht gesetzt" werden!” Es geht nicht um Anklage, es geht um Wiedergutmachung. - In landsmannschaftlicher Verbundenheit Johann Böhm, Mitglied des bayerischen Landtages, Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe."

Die konsequente Unterbeleuchtung historischer Tatsachen macht dieses entlarvende deutsche Verhalten jetzt, wo die Preussische Treuhand eine Sammelklage gegen Polen aufstellt, so furchterregend. Wenn diese Volksgenossen es demnächst zu schaffen hoffen, "die deutsche Tätergesellschaft in ein nationales Kollektiv von Opfern umzuwidmen" (Erich Später, in: konkret), wird es vielleicht bald möglich sein, auch allen anderen "Opfern" ihr Recht zukommen zu lassen.

Mit der Aktion "Homesick" wird dieser Wiedergutmachungsbestrebung, beispielhaft an den Vertriebenen aus Nordeuropa, symbolisch als auch praktisch Vorschub geleistet. Erste Findlings-Rücksiedler dürfen bereits ihre Heimreise Richtung Norden antreten. 

Der Widerspruch zwischen historisch legitimierter Besitzstandswahrung, erhoben mit Hilfe beweiskräftiger Zeugnisse in Form von archäologischen Funden, geschichtlichen Aktenmaterial bis hin zu ideologisch verzerrten Ansprüchen, und der doch immer unauffindbar bleibenden "Urheimat" wird anhand eines "geologischen Gleichnisses" aufgegriffen und ad absurdum geführt.

In 200 Millionen Jahren, falls es die Erde dann überhaupt noch geben sollte, wird der Mittelmeerraum weitestgehend zu einem Gebirge aufgefaltet, die Ostsee durch Hebung Festland geworden und Westeuropa durch ein Meer im Senkungsgebiet Rhonetal - Rheintal von Mitteleuropa getrennt sein.

Die auf dem Bilden zu sehende Landschaft würde dann, von Sedimenten überdeckt, in den Tiefen der Nordsee liegen.