ohne Titel (hour of sedation)

Fotografien

Tel Aviv, 2015

Pigment - Druck
116cm x 81 cm & verschied. Größen

Nachtzeit, spätes Heraustreten aus den Zimmern, kein Drängen soll sein, kein Gedanke anschlagen. Die stillen Nachtstunden, in denen nichts passiert, nur dass, was die unkontrollierbaren Welten der Träume aufblättern, in den Labyrinthen der Wünsche. Dort gibt es keine Geschehnisse, kein Aufeinandertreffen von Körpern, kein Wissen; nichts davon ist Dir mitteilbar.
Da ist das Licht der Beleuchtungen, das kümmerlich kranke Gelb der Laternen. Das Moment des Wachens in allen Bildern, überall Bühnen des Abwartens. Warum kein tiefes, schweigendes Dunkel? Es soll schwarz sein, still sein. Eine sinnlose aber doch vollständige Gefechtspause. Eine Kunstpause für die jetzt wartende doch unaufschiebbar pochende Realität. Keine Nacht, die nicht eine durchwachte wäre. Maschinenvibration nah und fern, Nebengeräusche und Rauschwellen im eigenen Körper, Bewegungen in halbdunklen Zimmern, Licht auf schlafenden Gesichtern, auf Schränken und bereitgestellten Taschen. Reiz auf Reiz zwischen dem Ticken und Blinken der Geräte. Der lauernde Morgen, erwartet und befürchtet, Schlaflosigkeit, Tanz, Unruhe und Angst, selbst in bewegungslosen, neongrauen Nachtnebeln, durchsalzen und klebrig auf der Haut. Die Erwartung, die dem Schweigen inneliegt, eine deformierte, zum Ausdehnen neigende Zeit. Sehnsucht nach einem Frieden, der den nächsten Tag auf ewig verschiebt, sein hartes Licht, seine uneinlösbaren Forderungen. Diese nächtliche Spannung, die den ungewissen Morgen, den grellen, unerbittlichen Strahl schon vorwegnimmt und zugleich betend verdrängen will. Ruhe soll sein. Gottesruhe - alle Hütten, Stoßseufzer und Stromnetze atomisieren sich, steigen leicht atmend nach oben. Elektrisches Licht glimmt neben den Flächen, die der Schein des Mondes trifft. Sterne leuchten aus der greifbar nahen Ewigkeit. Beruhigungsmittel, Bildschirme, Texte, verhangene und schimmernde Fenster unter der eingefärbten Wolkendecke der Stadt. Vor den Toren lechzen die vertrocknenden Felder. Antidepressiva, Sedativa, Wachsamkeit, Gegenwärtigkeit, Auszehrung. Maschinelle Kontrolle aller Systeme bis auf aller Tage Ende. Ein Wachen im Schlaf. Die Stunde, wo die Diebe kommen. Die Stunde der großen Gefahr oder die Stunde der Erlösung. Beides kann in eins fallen, aber das Wichtigst ist, nicht schlafend angetroffen zu werden. Die Ablenkungen abtöten, schon davon kommt Übermüdung. Was für ein Schlafsaal inmitten einer auf unbestimmt erwachten Welt.