o.T. (Rudel)

Intervention
mit Jens Volz

Kloster Altzella, Nossen, 1999

umgestellte Bestuhlung

Die korrekte Ordnung der Bestuhlung beginnt sich im hinteren Teil des großen Saales aufzulösen. Die in Reih und Glied angeordneten Objekte (Subjekte?) gehen plötzlich wieder in das natürliche Verhaltensmuster einer Herde über und fliehen wie ein Rudel aus dem mit dicken Mauern gebauten Raum.

Der Heilige Pachomios gründete um 325 in Ägypten das erste Kloster des Christentums. Seine Regeln für das Zusammenleben sind geprägt von hierarchischer Unterwerfung, Gleichartigkeit, Zucht, strengster Ordnung und Gehorsam. Beweggrund für diese Lebensform hinter hohen Mauern scheint auch des Pachomius Verachtung für das freie Anachoretentum gewesenzu sein. In der Benediktusregel (um 540) werden diejenigen, die sich keiner Ordnung unterwerfen und keine "stabilitas loci" pflegen - also die Nicht-Seßhaften - als "monachoi gyrovagi" = "Herumtreibermönche" gebranntmarkt und beschimpft ("Ihr Leben lang ziehen sie landauf, landab, immer unterwegs, nie beständig. Besser ist es über diesen erbärmlichen Lebenswandel all dieser zu schweigen" Kap.1). Die Wandermönche in ihrer ξενιτεία - k´seniteia, = Unbehaustheit/Heimatlosigkeit, diese Wandervögel, die in Gottes Schöpfung geradezu frei wie Tiere umherschweiften (es gab auch die sogenannten "hoi boskoi" = "Grasfresser"), verkörperten das Gegenteil dessen, was sich, von Pachomius ausgehend, das Klosterwesen und die regulierte Gesellschaft vorgenommen hatte.