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one day in heaven

Auf dem Himmelsaltar, Peking / On the Altar of Heaven, Beijing
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Im Jahr 2015 habe ich das erstaunliche touristische Treiben auf dem Nabel der Welt, auf dem 

HimmelsHerzStein, dem zentralen Punkt des Himmelsaltars in Peking, fotografiert. Überrascht von den unablässig dort zelebrierten Gebeten bzw. den religiös aufgesetzt erscheinenden Gesten und Posen der Besucherströme, habe ich mich dort mehrere Tage vom Morgen bis zum Abend aufgehalten und eine Serie von vielen hundert Bildern erstellt.

 

Auf diesem Altar wurde über Jahrhunderte hinweg vom chinesischen Kaiser einmal im Jahr das Großopfer dargebracht, welches die Ordnung der Welt, die Harmonie zwischen Himmel und Erde, mit seiner präzisen Ausführung aufrecht zu erhalten hatte.

 

Was, so fragen die Texte im Buch, ist von den heute dort von Millionen Menschen ausgeübten Praktiken zu halten? Gibt es etwa ein, wenn auch informelles, neues Großopfer? Was ist das heutige Wesen des Himmels, und welches Opfer nimmt ein unterstellter, neuer Himmel in unseren Tagen entgegen? Wird dieser neuer Himmel genährt und aufgebaut von einer anschwellenden Gabenmenge aus Bildern und Daten?

Aus dieser Perspektive erscheint die ganze Welt der Digitalisierungsmaschinen und ihrer Adepten, den Digitalisierern, als ein Altarplatz, auf dem die alte Erde einer Wesensverwandlung unterzogen wird.

Der Himmelstempel ist dabei derjenige Ort, an dem der Übergang vom altem zum neuem Himmel anschaulich wird: Er wird als Symbol-Ikone dieses globalen Prozesses bestimmt. Die massenhafte Prozession des Bildermachens für den digitalen Bilderhimmel wird an diesem Ort selbst zum Bild.