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The moon as seen from Beijing

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Die mit dem Titel „The moon as seen from Beijing“ versehene Abbildung unterstellt, eine Fotografie oder eine Karte des Mondes zu sein. Eine helle, kreisrunde Scheibe mit Oberflächen, die an Krater, Furchen, Geländeformationen oder Erhebungen erinnern, erweckt den Eindruck, dass ein leuchtender Himmelskörper erscheint/dargestellt ist. Schnell aber ist zu erkennen, dass diese Darstellung doch nicht den uns bekannten Erdsatelliten zeigt. Eine Mond-Ansicht von China aus erscheint ebenso fraglich.

 

Aus der Nähe betrachtet offenbart sich die tatsächliche Herkunft der Texturen:

Es handelt sich, so wie auch in der Serie „ohne Titel (Frühling und Herbst)“ von 2015, um eine fotografische Aufnahme einer mit Mörtel verputzten Wand, die jene charakteristischen, durch Feuchtigkeit verursachten, Ausblühungen und Verfärbungen auf ihrer Oberfläche zeigt, wie man sie von alten Gebäuden kennt.

 

So wie die Dichtung, besonders auch in China, die Natur als ursprüngliche und wesentliche Vorlage für poetisch-künstlerische Betrachtungen zum Gegenstand nimmt, so nimmt diese Arbeit umgedreht das nicht poetisch Gemeinte, die vom Menschen umgearbeitete Materie zum Ausgangsmaterial für eine "Naturdarstellung".

Die Verwitterungsprozesse, die sich natürlicherweise zeigen (vom Himmel hervorgebracht), werden, in zweiter Runde, erneut in einen artifiziellen, lyrisch gewendeten Raum gestellt. Tatsächlich ist es wieder die "Natur",

wenn auch durch die Hände des Menschen gegangen, die hier Grund und Anstoß für eine wieder poetische Betrachtung der Welt anbietet.