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Isreal

Mit Hilfe eines Arbeitsstipendiums des DAAD konnte ich mich 2009 in Israel aufhalten. Dort entstanden, neben anderen künstlerischen Arbeiten, auch zahlreiche Fotografien, welche von mir ursprünglich nur zu eigenen Studienzwecken anfertigt wurden.

 

Die Bilder in diesem Buch verdanken sich daher einem fotografischen Sammeln, und zeigen nun in dieser Form mein Interesse für nebensächliche, jedoch erzählerische Phänomene, für nur bedingt nachvollziehbare settings sowie gewisse Zeremonienüberreste. 

 

Am Staat Israel, der die höchste Journalistendichte weltweit aufweist, reagieren sich, sei es im Inneren oder sei es von außen und historisch herangetragen, die verschiedenartigsten Ideen, Projektionen, politischen als auch religiösen Stimmungen ab. Dies schlägt sich natürlich nicht an jeder Straßenecke nieder, aber nahezu jede Kleinigkeit kann wiederum ein komplexes Angebot an Deutungsimperativen in sich tragen. 

Den Fotografien sind demzufolge weniger die im Bilderkosmos weithin bekannten, politisch aufgeladenen Perspektiven auf dieses Land eigen, auf deren stets provokantes Potenzial hier absichtlich verzichtet wird. 

Die Bilder zeigen eine Suche nach allegorischen Verschiebungen, autonom werdenden Real-Installationen, nach Materialmetaphorik und nach mehr oder weniger frei konstruierbaren Mysterien des Ortes. 

Sie notieren menschliche Spuren von Weltnutzung, welche als unhintergehbare Gestaltungskräfte von sich selbst berichten, ohne schon aufzuklären.

 

Die fotografische Arbeit unterstellt einen verschlüsselten und doch lesbaren Raum, der als Resultat menschlichen Handelns als verwunschen, gestört, niemals heil, dabei zugleich träumend und tragisch sich dem Beobachter darbietet. In jenem Traum, der real geworden ist und der jetzt Israel heißt, brechen sich die idealistischen Entwürfe an den Bedingungen seiner Genese. Der Bruch zwischen der Utopie und jener Ernüchterung gegenüber den „besseren“ Wünschen ist ein Teil der israelischen Wirklichkeit. Israel ist ein Traum in zweierlei Hinsicht! Denn angesichts des nahezu permanenten Ausnahmezustandes wirken „diese Träume, indem sie sich erfüllt haben, (...) alle so, wie wenn dabei das Beste vergessen worden wäre - daß man ihrer also nicht froh wird“. (T. W. Adorno: Etwas fehlt ... , Über die Widersprüche der utopischen Sehnsucht. Rundfunkgespräch mit Ernst Bloch,1964)

 

Doch dieses Buch, wie oben gesagt und auch am Titel ablesbar, will keine private Bestandsaufnahme israelischer Wirklichkeit sein, sondern fragt nach menschlicher, in gewissem Sinne auch geistiger, Anwesenheit und Abwesenheit, nach dem Eintrag menschlicher Gestaltung in die gegebene Wirklichkeit und nach den oft nicht rückverfolgbaren Abdrücken dieser Vorgänge im Materiellen, Sichtbaren. Damit soll auch die Bezugnahme auf geografische Einordnung etwas aus dem Fokus gerückt, und vielmehr jenen scheinbar bezugslosen, peripheren Sonderbarkeiten und Blicken freie Sicht eingeräumt werden.

 

 

 

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