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Der Feuermann

Eine einzige Einstellung, welche geloopt wird, zeigt einen Mann, der ein Feuer hütet.

Zu hören ist eine dramatisch-klassische, sehr emotionale Musik mit Gesang.

 

Fast täglich beobachteten wir dieses Schauspiel aus dem Hinterfenster des Barnes-Building während unseres Aufenthaltes an der Glasgow School of Art: Ein Schlosser der kleinen Autowerkstatt, welche sich direkt gegenüber befindet (im Bild nicht zu sehen), verbrennt jeden Tag zur selben Zeit am Mittag in einer alten Tonne die verschmutzten Unterlegpappen der Werkstatt.

 

Ein Ritual, mit gleichförmiger Gelassenheit und langsamen Bewegungen ausgeführt, welches durch die karge Kulisse, das Gitter, den Wind, der das Feuer anfacht und die umherfliegenden Ascheteile aufwirbelt, eine seltsam geheimnisvolle Allegorie zu werden scheint.

Während wir diesen Vorgang wieder und wieder beobachteten, lief im Raum von dem aus wir den Mann beobachteten, meist BBC-Classic-Radio. Die zumeist dramatische Musik steigerte diese Szene oft soweit, dass wir uns plötzlich in einer apokalyptischen Metapher wiederzufinden meinten. Die Musik lief also während der Aufnahme im Radio und ist nicht hinzugefügt.

 

Der scheinbar gedankenlos anmutenden Arbeiter, bei der pragmatisch-praktischen Verrichtung der Müllentsorgung, erscheint wie eine überirdische Sagengestalt: das Feuer der Reinigung, vielleicht eine Art Sinnbild für den Hüter der Zeiten oder auch gerade Bild für die ewige Arbeit am Mythos, der durch unsere Beobachtungen, unsere Interpretationen sich am simplen Zusammenfall einfacher Vorgänge erst formt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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