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Das Bad

"Planschen auf dem Bahnhofsdach"

von KATHARINA DESCHKA, FAZ, vom 2.8. 2002, (gekürzt)

 

“... Der Charme des Verfallenen hatte es den Betreibern des Frankfurter “auswärts Kunstraums” derart angetan, daß sie beschlossen, in Zusammenarbeit mit den Kunstinstitutionen “B2” Leipzig und “foro artistico” aus Hanover vier Künstler für diesen speziellen Ort arbeiten zu lassen. Schon früher haben sie Ausstellungen für bestimmte Orte konzipiert, wie 1999 in einer leerstehenden Einkaufspassage in Hanover. Jetzt hat in Frankfurt besonders das am Danziger Platz gelegene Bahnhofsgebäude selbst, ein einfacher Backsteinbau aus den sechziger Jahren, das Interesse auch der Künstler sofort auf sich gezogen: Früher waren dort Büro- und Verkaufsräume, doch seit ungefähr zehn Jahren nutzt die Deutsche Bahn ihr Gebäude dafür nicht mehr. ... die Bahn hat ihn nun für die Ausstellungsmacher geöffnet. Was der Reisende hingegen wahrnimmt, ist die zum Platz hin fensterlose Fassade des Bahnhofsgebäudes. Auf dessen eigenwillige, kastenartige Form macht in seiner Arbeit der 1971 in Dresden geborene Künstler Bertram Haude aufmerksam: Er hat den Quader in ein “Schwimmbad” umgewandelt. Auf dem Flachdach installierte er Rettungsringe und Einstiegsleitern, so daß der Betrachter glaubt, dort oben befände sich ein Swimming-Pool. Dieser Eindruck wird durch die an- und abschwellende Geräuschkulisse von schreienden und planschenden Kindern verstärkt, die durch Lautsprecher vom Gebäude zu hören sind und die Haude in einem Schwimmbad aufgenommen hat. Um die Phantasie des Passanten noch weiter anzuregen, wird ab und zu Chlorwasser in der Unterführung des Bahnhofs verteilt. ... “

 

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Katalogtext zum temporären Kunstprojekt F/O

von CHRISTIAN KAUFMANN (Kunstraum “auswärts”)

 

“Eine Aneignung besonderer Art erfuhr das Gebäude des Ostbahnhofs durch den Leipziger Künstler Bertram Haude, der eine Arbeit mit dem Titel “Das Bad” verwirklichte. Das kubische Gebäude des Ostbahnhofs wurde optisch und akustisch in ein Freibad verwandelt.

Hierfür wurden auf dem Dach Einstiegsleitern und Rettungsringe installiert und die kastenartige Architektur des Bahnhofbaus umgedeutet - ein Spiel mit negativen und positiven Volumina. Hinzu kamen akustische Eindrücke: Lautsprecher übertrugen die sich innerhalb von 24 Stunden wandelnden, auf- und abschwellende Geräuschkulisse eines gut besuchten Schwimmbades. Zeitweiliger Chlorgeruch verstärkte die akustischen und optischen Effekte. ...

Der Betrachter wurde mit Wahrnehmungen und Beobachtungen konfrontiert, die mit diesem Ort scheinbar nichts zu tun haben und im Spiel mit seinem Wissen von der Funktion von Orten, den Sinnesorganen und dem Erinnerungsvermögen Irritationen schufen.”

 

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