An der Nordseite des Rathauses in Neustadt an der Orla, einer Kleinstadt in Thüringen, hängt an einem eisernen Ring ein steinernes Brot, worauf eine ebenso steinerne Kröte sitzt. Früher als Mahnstein und Prangerstein in Verwendung gewesen, stellt dieses Relikt heute eine Sehenswürdigkeit für die Stadtbewohner und deren Gäste dar.
Folgende Sage wird zu diesem Stein erzählt:Ein Bürger, welcher einen ansehnlichen Besitz sein Eigen nannte, überschrieb, noch im rüstigen Alter, seinen Kindern Haus und Hof. Dafür sollten seine Erben, dass war seine Bedingung, ihn bis zu seinem Lebensende ernähren und pflegen. Das wurde ihm auch zugesichert und er empfing von ihnen sein Auskommen. Als er im fortgeschrittenen Alter jedoch Jahr um Jahr weiterlebte, wurden sie seiner allmählich überdrüssig. Die Kinder vernachlässigten den Alten zusehends. Sie ließen ihn nicht mehr am Leben der Familie teihaben, er wurde nicht mehr zum Essen geladen, ja man verschloss ihm endlich sogar den Brotschrank.Als nun der alte Mann zuletzt seinem Hunger und seinem Gram erlag und gestorben war, fanden seine Kinder im Brotschrank auf dem Brotlaib eine große giftige Kröte, die sich durch nichts vertreiben ließ. Und so oft sie neues Brot buken und es in den Brotschrank legten, so saß auch die Kröte wieder darauf.
Die Abwanderung der Bevölkerung gen Westen ist heute stark spürbar, wie in vielen kleinen ostdeutschen Städten verlassen junge Menschen ihre Heimat. Zurück bleiben die Alten und auch leere Kassen. Das Verhältnis zwischen den Generationen ist gestört. die Arbeitslosenzahl liegt bei den Verbliebenen bei 18 Prozent. Der Platz vor dem Rathaus wurde im Jahr 2000 von Rechten zu eine „national befreiten Zone" erklärt. Ein gebackenes Brot (Nachbildung des Original Prangersteins) wurde anstelle des historischen "Krötensteins", an der Fassade des Rathauses angebracht. Der Tausch dauerte 5 Wochen.