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untitled (portraits)

Der Leicester Square in London ist einer jener Plätze, auf denen Straßenmaler, besonders Portraitmaler, für geringe Summen, in kurzer Zeit mehr oder weniger schlechte Zeichnungen anfertigen. Diese Zeichner müssen beim Stadtrat eine Genehmigung kaufen, die ca. 25 Pfund pro Tag beträgt. Eine Zeichnung kostet zwischen 15 und 30 Pfund. Es gibt keine festen Preise und auch keine Absprachen untereinander.

 

Ich habe einen ebensolchen „Stand“ aufgebaut, nicht ohne das Unwollen einiger Maler erregt zu haben, die Geschäftskonkurrenz nicht dulden wollten und mit Polizei drohten. Ich sprach, wie sie, Passanten an, und bot ein Portrait für sehr wenig Geld an. War jemand dazu bereit, konnte er oder sie Papier und Größe wählen. Ebenso Bleistift, Kohle oder Tusche. Dann übergab ich das Zeichenbrett und forderte die Interessenten auf, mit dem Zeichnen meines Portraits zu beginnen. Falls das Portrait gut werden würde, stellte ich Bezahlung in Aussicht. Wenn jemand eine Zeichnung behalten wollte, sollte er mir Geld zahlen.

Von 18 Personen ließen sich 10 auf das Zeichnen ein. Niemand wollte seine Zeichnung behalten, einige lehnten die Bezahlung vehement ab. Fast alle hatten noch nie ein Portrait gezeichnet. Vielen war die eigene Leistung peinlich, eine Frau kam sogar nocheinmal zurück, um sich bei mir für ihre schlechte Zeichnung zu entschuldigen. Trotz dessen entstanden eindringliche Auseinandersetzungen über das Sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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