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mens _ in corpore _

Raumarbeit vom 10.4.-14.4.2000 Galerie der HGB

 

In einem Gemeinschaftsprojekt widmeten sich Daniel Schörnig (Raumleuchten) und Bertram Haude (Parkettboden) dem Galerieraum der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nachdem die alte Galerie geschlossen wurde und der Umbau begann, wurde dieser Raum nochmals geöffnet und selbst thematisiert.

 

Das Parkett des Galeriefußbodens wurde von Bertram Haude abgelöst, alle Verbindungsstücke wurden entfernt und die einzelnen Teile wieder in die vorherige Ordnung gebracht. Der Parkettboden war minimal verändert wahrnehmbar: in seiner Fragilität, seiner plötzlich plastischen, furchenartigen Wahrnehmung und besonders durch die Geräusche beim Begehen.

 

Der Galerieraum ist sowohl räumlich-zentrales als auch geistiges Herzstück der Hochschule. Dort findet die Bündelung der Energien, die Kommunikation innerhalb der Institution und gleichzeitig die Öffnung nach außen hin statt. Die klassizistisch reine Bauart des Gebäudes verweist auf ihre Herkunft: den antiken Tempelbau (siehe Bild 6). Innerhalb dieser Optik befindet sich dieser Raum an der allerheiligsten Stelle.

Die Wahrnehmung dieses Ortes erfolgt grundsätzlich über seine Funktion als Ausstellungsraum. Er selbst, seine Lage, sein Aussehen und sein Wesen bleiben dabei eher unbewusst. Aber als Ort, als gestalteter Raum, wirkt er immer mit seinem Geist auf uns. Dieser Geist ist jener, der gestaltend auf ihn eingewirkt hat und wieder neu einwirkt. Genau diesem Problem gingen die beiden Künstler während der Umbauphase des Raumes nach. Der Raum wurde in seiner ausgeräumten Präsenz thematisiert. Seine Funktion als Hintergrund trat in den Vordergrund. Die Galerie wurde so selbst zur Frage nach jener architektonischen, künstlerischen und ideellen Praxis die in ihr stattfand, und die nach dem Umbau wieder aufgenommen wurde.

Nach der letzten Ausstellung und vor dem Umbau der Galerie, war dieser Raum leer, still und dunkel. Als Diener und Träger für den Zweck seines Daseins vernutzt, bekam dieser Ort eine Frist des Dämmerns und Ausatmens. In dieser Zwischenzeit war er nur, und deswegen ganz, eigener Raum. Während dieser kurzen Zeit, im Sinne einer Zäsur, öffneten wir ihn und stellten diese Fragen auch perspektivisch an die kommende Form des Raumes, welche ebenfalls mit dem Titel der Arbeit gelesen werden muss (Bild 5).

 

 

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